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Scheinheilig: «WWF-Gräuel» waren bekannt

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Scheinheilig: «WWF-Gräuel» waren bekannt

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Jetzt sieht sich der Umweltkonzern WWF weltweit mit schlimmsten Vorwürfen konfrontiert. Er habe toleriert, dass in seinem Wirkungsbereich gemordet, gefoltert, vergewaltigt und geprügelt wurde.

Thomas Vellacott, Direktor des WWF Schweiz, versicherte am 7. März dem Schweizer Radio SRF: «Wir sind erschüttert!» Warum, das ist unklar: Der WWF weiss spätestens seit 2004, dass im Kongobecken von der Panda Organisation bezahlte Ranger Menschenrechtsverletzungen an den Baka-«Pygmäen» verüben.

Von Ruedi Suter – FSS

So können zumindest einige der schweren Vorwürfe gegen den World Wide Fund for Nature (WWF) für die Konzernverantwortlichen weder neu noch überraschend sein. Der Umweltschutzgigant sieht sich schon seit Beginn des Jahrtausends mit Vorwürfen zu Menschenrechtsvergehen von Mitarbeitern im Kongobecken konfrontiert.

Das Basler Newsportal OnlineReports machte 2004 in einer Kamerun-Urwaldreportage und in einem Interview mit dem Schweizer Investigativ-Journalisten und Filmer Karl Ammann auf Misshandlungen von Baka-«Pygmäen» in Kamerun durch Wildhüter aufmerksam, welche vom WWF finanziert wurden.

Auch die Umweltorganisationen Greenpeace Schweiz und Rettet den Regenwald Deutschland wiesen auf die problematischen Zustände im Kongobecken hin. Die Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) berichteten in ihrem Magazin «Habari» regelmässig über die teils gut belegten Vorwürfe, die später von der Menschenrechtsorganisation Survival International (SI) noch ergänzt wurden.

Sie reichten von Vertreibungen und Schikanen über körperliche Misshandlungen bis zur aktiven Unterstützung von Wilderern durch die kamerunischen und vom WWF besoldeten Rangern.

Keine Antworten auf konkrete Fragen

Schriftliche Anfragen beim WWF International im schweizerischen Gland wurden mit umfangreichen Briefen beantwortet. Doch die konkret angesprochenen und belegten Fälle von Misshandlungen blieben ebenso unbeantwortet wie die Frage, weshalb Wildhüter angestellt seien, welche offensichtlich mit den Wilderern zusammenarbeiteten, wie uns damals ein Ranger während eines Interviews an einem geheimen Ort berichtete. Hartnäckiges Nachfragen beim WWF International führte schliesslich zu einem Informationsembargo.

Der WWF Schweiz beantwortete In den folgenden Jahren Anfragen zu neuen Vorwürfen, welche vor allem die Menschenrechtsorganisation Survival International vorbrachte. Die Antworten hatten stets den gleichen Tenor: Der WWF arbeite in einem schwierigen Gebiet, er sei sich der Probleme bewusst, toleriere aber keinesfalls Korruption und Menschenrechtsverletzungen.

Beissend: So sieht BuzzFeed das WWF-Maskottchen | Screenshot

Beissend: So sieht BuzzFeed das WWF-Maskottchen | Screenshot

OECD nimmt WWF unter die Lupe

Auf konkrete Missbrauchsfälle wurde wiederum nicht eingetreten, obwohl sich anfangs 2017 auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit den Menschenrechtsverletzungsvorwürfen befasste, welche den Konzern in Kamerun belasteten.

Heute nun sieht sich der WWF plötzlich auf breiter Front mit diesen und ähnlichen Vorwürfen konfrontiert. Grund: Das amerikanische Medienunternehmen mit seiner Webseite BuzzFeed.News hatte zwei Journalisten auf den WWF angesetzt. Sie recherchierten ein Jahr lang. Jetzt publizierten sie unter der Rubrik «WWFs Geheimer Krieg» eine erste Tranche ihrer offensichtlich erschütternden Recherchenergebnisse.

WWF-Vergehen: Erst der Anfang ist bekannt

Diesmal nahm auch die Neue Zürcher Zeitung das Thema auf. Sie thematisierte den Bericht der Journalisten Tsering D. Gurung (Kathmandu Post), Tom Warren und Katie Baker (BuzzFeed.News). Das Trio vermeldete den Fall des zu Tode geprügelten Bauern Shikharam Chaudhary in Nepal. Er sei von Rangern des Chitwan National Parks. umgebracht worden. Diese stünden im Sold des WWF, der den gewaltsamen Tod Chaudharys habe versanden lassen wollen.

Mehr noch: Dem Umweltkonzern wird auch die Tolerierung von Mord, Folter, Vergewaltigung und Schlägen vorgeworfen. Schliesslich verspricht BuzzFeed.News weitere schwerwiegende Enthüllungen im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern in den WWF-Einsatzgebieten von weiteren sechs Ländern in Asien und Afrika.

Wachsende Probleme in den Urwäldern des Kongobeckens

Zahlreiche der «neuen» Vorwürfe sind alt, und sie sind teils vom WWF selbst untersucht worden. Aber die Panda-Organisation hat aus journalistischer Wahrnehmung lieber gemauert anstatt öffentlich aktiv über die immer brisanter werdende Konfrontation zwischen den verschiedenen Interessensgruppen beispielsweise in den Wäldern des Kongobeckens zu informieren.

Dort sehen sich Indigene und Wildtiere von eindringenden Rohstoffkonzernen, Bantu-Siedlern, Wilderern , Bushmeat-Händlern, Soldaten und korrupten Beamten zusehends eingekesselt und in ihrer Existenz bedroht.

Der WWF stellte sich bislang auf den Standpunkt, bei Konflikten besser zu schweigen als sich über die Probleme seiner zweifellos schwierigen Arbeit in den Tropen und dem stets heikler werdenden Balanceakt zwischen Wirtschaftsinteressen, Artenschutz und Menschenrechten auszulassen.

«Wird der WWF das Problem endlich angehen?»

Stephen Corry, Menschenrechtler und Direktor von Survival International, sowie Afrikakenner Karl Amman sehen sich jetzt bestätigt. Der WWF vertusche seit Jahren seine Skandale. Besonders stossend: das Geld seiner Unterstützer und Unterstützerinnen finanziere somit auch gewalttätige Wildhüter.

Für Stephen Corry ist klar: «Macht der WWF nach diesen wirklich schockierenden Enthüllungen weiter <Business as usual> oder wird er das Problem endlich angehen? Sein Name und sein Logo sind für viele Indigene gleichbedeutend mit Gewalt, Verfolgung und Angst.»

Eine Ironie der Geschichte, denn damit sieht sich der WWF wieder mit einem Vorwurf aus seinen Anfangszeiten konfrontiert. Damals und lange danach wurde ihm vorgeworfen, er kümmere sich zwar um Tiere und Bäume, vernachlässige aber die Menschen.

Konkrete Vorwürfe an den WWF

> Nepal 2006: Tod nach mutmasslicher Folterung eines Bauern durch Wildhüter des Chitwan-Nationalparks. Der Mann wurde verdächtigt, seinem Sohn beim Verstecken eines Rhino-Nasenhorns geholfen zu haben.

> Nepal: Der WWF habe über Jahre durch Ranger und Soldaten begangene Menschenrechtsverletzungen bei der Wilderei-Bekämpfung in Chitwan-Nationalpark toleriert und teils verschärft. Angeführt werden Folter, systematische Gewalt, sexueller Missbrauch und andere Erniedrigungen.

> Kamerun: Billigung oder Unterstützung von Attacken durch vom WWF besoldete und ausgerüstete Wildhüter auf Urwalddörfer um den Lobéké- Nationalpark.

> Kamerun: Enge, vom WWF lange abgestrittene Zusammenarbeit mit unzimperlichen Regierungstruppen wie etwa die schnelle Eingreiftruppe BIR, der auch schon vorgeworfen wurde, unbewaffnete Zivilisten getötet zu haben.

> Kamerun 2017: Misshandlung eines Elfjährigen durch Wildhüter vor dessen Eltern. Der Fall sei von den Dorfbewohnern dem WWF gemeldet worden. Die Umweltorganisation habe nie darauf reagiert.

> Zentralafrikanische Republik: WWF-Mitarbeiter sollen gegen die eigenen Richtlinien versucht haben, von der wegen Gräueltaten verrufenen Armee Gewehre zu kaufen. Ein Vorwurf, der allerdings schlecht belegt ist.

Alle diese Fälle wurden von den beiden BuzzFeed News-Reportern in einem Jahr zusammengetragen und veröffentlicht.

Erste Reaktionen des WWF

Von einer proaktiven offiziellen Stellungnahme ist dem FSS nichts bekannt. Angeschlossen an die Medienverteiler von WWF International, dem Dachverband, und WWF Schweiz ist von diesen Stellen bis heute jedenfalls keine Stellungnahme eingetroffen.

Dies entspricht der jahrelangen Informationspolitik des Umweltkonzerns: Von sich aus wird zu Problemfällen aktiv nichts kommuniziert. Man konzentriert sich auf allgemeine Warnungen oder Erfolgsmeldungen. Bei Problemen haben Medien anzufragen, selbst bei einem GAU wie den Vorwürfen, mit der BuzzFeed News den teils sehr guten Ruf der grössten internationalen Umweltschutzorganisation (40 Länder) jetzt konkret in Zweifel zieht.

Medien, welche den WWF International aufgrund der Publikationen von BuzzFeed News anfragten, erhielten den Bescheid, man sei betroffen und werde handeln – mit einer unabhängigen Untersuchung unter der Führung von Menschenrechtsexperten. In seiner Reaktion sagt der WWF-International: «Wir sehen es als unsere dringende Verantwortung an, den Anschuldigungen durch BuzzFeed bis auf den Grund nachzugehen.»

Bleibt die Frage: Warum erst jetzt?

Titelbild: BuzzFeed.News: Bewaffneter Panda, Screenshot

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