Ikonische Stosszahnträger von Trophäenjägern tot geschossen

Drei in Kenia geschützte Prachtelefanten wanderten nach Tansania – und starben im Gewehrfeuer von Trophäenjägern. Das Entsetzen in Artenschutzkreisen ist grenzenlos.

Ja, der Elefant war Gilgil. Sohn von Golda und Dionysus. 1987 geboren, anfangs März 2024 von einem Sportjäger erschossen. In Tansania, im Enduimet Wildlife Management Area nördlich von Arusha. Identifi haben Gilgil eben die Wissenschaftlerinnen Cynthia Moss und Norah Njiraini vom Amboseli Trust for Elephants. Enduimet gehört zum Amboseli-Ökosystem in Kenia. Dort überlebt ein Dutzend jener letzten Elefanten, die mit ihren riesigen, je über 50 Kilogramm schweren Stosszähnen den Menschen eine Ahnung geben, was für majestätische Tiere einst auch anderswo die Savanne durchstreiften. Man nennt sie Super Tusker; der britische Fotograf Nick Brandt machte sie mit seinen Schwarz-Weiss-Porträts weltberühmt. Er gründete auch die Big Life Foundation, die sich gemeinsam mit dem Amboseli Trust for Elephants und dem Amboseli Elephant Research Project professionell um die Elefantenpopulation  im Amboseli-Ökosystem kümmert – noch rund 2000 Tiere insgesamt.

 Tödliche   Grenzüberschreitungen

Eines der grössten Probleme, neben der Wilderei: Die Elefanten wandern – auch über die Landesgrenzen. Kommen sie nach Tansania, gilt das kenianische Jagdverbot nicht mehr. So starben auch letztes Jahr zwei Super Tusker auf tansanischer Erde, mühelos abgeknallt von TrophäenjägerInnen. Eine Welle der Empörung erfasste die internationale Artenschutzgemeinde. Aber auch Alex Rechsteiner, den FSS-Afrikadelegierten: «Ich bin wütend! Diese besonders prächtigen Elefanten sind äusserst wichtig für die Erhaltung des Gen-pools, für das Ökosystem und natürlich für den Tourismus. Einen Amboseli-Tusker in Tansania zu schiessen, ist etwa gleich abscheulich wie dem Nachbarn die Katze abzuknallen.» Tatsächlich heute zu besichtigen im Britischen Museum, aus dem Gebiet um den Kilimanjaro mit seinen genetisch besonders bevorzugten Stosszahnträgern. Selbst in Jagdkreisen wird der Abschuss teils in Frage gestellt. So stellte das Portal Africa Geographic fest: «Verschiedene Äusserungen aus der Trophäenjagdbranche, worunter die Erklärung des tansanischen Sprechers Michel Mantheakis uns gegenüber, deuten darauf hin, dass ein kleiner Teil der Branche die Jagd auf Super Tusker verheimlicht – anstatt von der Jagd abzulassen.»

Bereits sollen drei weitere Jagdlizenzen für die Elefantendezimierung im Enduimet-Gebiet verkauft worden sein. Wiederholt sich die Geschichte? Bereits 1994 wurden vier bekannte Elefanten aus Kenia in Tansania von Trophäenjägern umgebracht. Heftige Proteste führten 1995 zu einem Trophäenjagd-Moratorium zwischen den beiden konkurrierenden Staaten. Mit dem jüngsten Auslöschen der drei Elefanten wurde es gebrochen. Die Elefantenschutzorganisationen fordern nun gemeinsam die sofortige Wiedereinführung des Moratoriums.

«Wir appellieren an die Regierungen Tansanias und Kenias, zusammenzuarbeiten, um diese grenzüberschreitende Population zu schützen, ihren immensen wissenschaftlichen Wert anzuerkennen und sicherzustellen, dass diese wertvollen Elefanten nicht zur Zielscheibe von Trophäenjägern werden.» - Am 7. September 2024 wird der tansanische Elefantenschützer Lameck Mukuburo von der Tansanian Elephant Foundation TEF über die letzten Entwicklungen berichten – am FSS-Jubiläum in Basel. rs

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