LEWA in Kenia: Wildtierschutz mit Zukunftspotenzial

Am Fusse des Mount Kenya begeistert heute ein 248 Quadratkilometer grosses Schutzgebiet die Artenschutzgemeinde dieser Welt. Auf der «Lewa Wildlife Conservancy» fühlen sich seit 1983 zahlreiche bedrohte Tierarten wie Nashörner , Elefanten und Grévyzebras sicher.

Dies dank einer strikten Organisation, strenger Überwachung und Sponsoren aus allen Ländern. Darunter auch der Zoo Zürich, der jetzt am 8. Juni 2020 seine neue Anlage «Lewa Savanne» eröffnen wird.

Christian R. Schmidt, ehemaliger Vizedirektor des Zoos Zürich und langjähriger Direktor des Frankfurter Zoos besuchte zusammen mit seinem Sohn Fabian nach drei Dekaden wieder Kenia. Hier ihre Eindrücke über das neu entdeckte Tierparadies in menschlicher Obhut. 

Von Christian R. Schmidt & Fabian Schmidt

Nach 30 Jahren waren wir anfangs 2019 wieder einmal in Kenia. Die Unterschiede zum letzten Mal waren frappant: Damals waren die Städte, Dörfer und Kulturen Inseln in der Natur - jetzt sind die Reservate Inseln in den Kulturen. Vor 30 Jahren endete die Asphaltstrasse in Nakuru.

Heute fährt man auf einer Autobahn aus Nairobi Richtung Norden, später auf Asphaltstrassen bis zur Abzweigung Richtung Buffalo Springs/Samburu.

Die ersten Grantzebras waren erst nach zwei Stunden Fahrt nördlich von Nairobi auszumachen. Im Nakuru-Nationalpark ist die Sicht auf die Stadt Nakuru störend - wie vor 30 Jahren schon die Sicht auf die City im Nairobi-Nationalpark. 

Im Nakuru-Nationalpark stört immer wieder die Stadt Nakuru im Hintergrund. Vorne Südliche Breitmaul-Nashörner | © Fotos by Christian R. Schmidt

Ein wuchtiger, kilometerlanger, von den Chinesen erbauter Eisenbahnviadukt verunstaltet den Nairobi-Nationalpark. Im gleichen Park breiten sich invasive amerikanische Opuntien aus. Ausserhalb der Reservate sieht man kaum mehr Grosswild, während wir im Samburu-Reservat Rinder und eine Herde von etwa 400 Dromedaren antrafen.

Leuchtendes Beispiel des Wildtierschutzes: Lewa Wildlife Conservancy

Im Gegensatz zu Tansania spielen in Kenia private Reservate sowohl im Naturschutz wie im Tourismus eine grosse Rolle. Lewa ist dafür ein leuchtendes Beispiel. Die Craig-Familie kam 1922 nach Lewa Downs, in der Absicht, das Gebiet als Rinderfarm zu bewirtschaften. Auch heute weiden noch einige Rinderherden in der Lewa Wildlife Conservancy. Lewa liegt südwestlich von Isiolo und nördlich vom Mount Kenya, der wie ein Wahrzeichen das Gebiet überragt und eine prachtvolle Kulisse bildet.

Wuchtig: Ein kilometerlanger, von Chinesen erbauter Eisenbahnviadukt verunstaltet den Nairobi-Nationalpark. Vorne links drei erwachsene Impalas. ©CRSchmidt

Die in England geborene Anna Merz (17. 11. 1931 - 4. 4. 2013) – ihr zweiter Mann Karl war Schweizer – kam 1976 von Ghana nach Kenia. Hier sorgte sie sich sehr um die Nashorn-Wilderei und fand in David und Delia Craig Gleichgesinnte. Zusammen gründeten sie 1983 auf ihrer Farm das 20 Quadratkilometer grosse Ngare Sergoi Rhino Sanctionary. 15 Spitzmaul-Nashörner konnten als Anfangsbestand angesiedelt werden.

Erfolgsrezept: Die Einbindung der Bevölkerung

1995 lancierte Sohn Ian Craig auf der gesamten Farm die Lewa Wildlife Conservancy mit einer Fläche von 248 Quadratkilometern. Das ganze Reservat ist eingezäunt. Zur benachbarten, 128 Quadratkilometer umfassenden Borana Conservancy wurden jedoch 2015 die Zäune abgebaut. Zehn Öffnungen im Aussenzaun von Lewa-Borana ermöglichen die Migration vor allem auch von Elefanten.

Die Lewa Wildlife Conservancy ist heute UNESCO-Weltnaturerbe und kümmert sich neben dem Reservat auch sehr um die umliegenden Gemeinschaften. Lewa unterstützt massgeblich die Bildung, Gesundheitsfürsorge, Wasserversorgung, eine nachhaltige Landwirtschaft und vergibt auch Mikrokredite zur Gründung von Kleinunternehmen. Naturschutz ist umso erfolgreicher, je mehr er auf die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung bauen kann. Die Jahresrechnung von Lewa belief sich 2018 auf 5,9 Millionen US-Dollar; zwei Drittel davon stammten von Spenden vieler Organisationen. 

Imposanter Mount Kenya: Der höchste Berg Kenias liegt südlich von Lewa-Borana ©CRSchmidt

Aber auch der Lewa-Marathon mit internationaler Beteiligung sowie Wohltätigkeitsbälle in London und den USA bringen Lewa Einnahmen. Die Ausgaben verteilten sich auf Naturschutz und Anti-Wilderei (40 Prozent), auf Hilfe für die benachbarte Bevölkerung (29 Prozent), auf Administration (28 Prozent) und auf das Sammeln von Spenden (3 Prozent). Dadurch ist die Beziehung zur benachbarten Bevölkerung ausgezeichnet, was sich auch darin manifestiert, dass ein Grossteil der 310 Angestellten – darunter 150 Wildhüter – aus der Nachbarschaft stammt. Aber auch die internationale Gesellschaft hat Lewa entdeckt: Am 19. Oktober 2010 machte Prinz William hier Catherine Middleton seinen Heiratsantrag.

Der Tourismus spielt in Lewa ebenfalls eine bedeutende Rolle und bringt gute Einnahmen. Pirschfahrten sind nur mit den Lewa-Fahrzeugen möglich. Pionierhaft wurde hier auch das erste Elektro-Safarifahrzeug eingesetzt.

Bewachtes Schutzgebiet: 150-Mann-Truppe im Dauereinsatz

John Pameri ist als Head of General Security für die Sicherheit in Lewa zuständig. Das Hauptquartier ist auf modernstem technischem Stand. Auf Bildschirmen lässt sich beispielsweise der Standort der eigenen Fahrzeuge in Lewa-Borana sowie der 150 Lewa-Wildhüter – ein Teil davon bewaffnet – verfolgen. Aufbauend auf die guten Erfahrungen im südafrikanischen Kruger-Nationalpark wurde eine Spürhunde-Staffel unter der Leitung von Edward Ndiritu aufgebaut. 

Hier sind sie! John Pameri, Head of General Security von Lewa, erklärt auf Bildschirmen den Standort von Fahrzeugen und Wildhütern ©CRSchmidt

Aktiv sind im Moment zwei Hündinnen: Bloodhound «Ruby» und die Mischlingshündin «Sacha», drei Viertel Bloodhound und ein Viertel Dobermann. «Ruby» (Foto unten) verfolgt Spuren bis 5 Kilometer, «Sacha» bis 20 Kilometer, auch nachts. Die Hunde werden erfolgreich nicht nur in der Wildererbekämpfung, sondern auch bei Kriminalfällen in der Nachbarschaft eingesetzt. Für die Touristen und Touristinnen sind sie ebenfalls eine interessante Attraktion. Seit 2013 wurden keine Nashörner mehr gewildert – bis am 26. Dezember 2019 leider erneut zwei junge männliche Breitmaul-Nashörner von Wilderern erschossen wurden.

Bloodhound «Ruby»: Die Spürhündin bei der Arbeit; rechts der Staffelchef Edward Ndiritu ©CRSchmidt

Sicheres Gebiet für über 100 Spitzmaulnashöner

Die Ansiedlung von 15 Ostafrikanischen Spitzmaul-Nashörnern 1983 im Ngare Sergoi Rhino Sanctuary war sehr erfolgreich. 2019 lebten 105 Spitzmaul-Nashörner in Lewa-Borana - das sind 13 Prozent aller in Kenia lebenden 760 Spitzmaul-Nashörner. 2013 wurden – zusammen mit 10 Exemplaren vom Nakuru-Nationalpark – 11 Spitzmaul-Nashörner von Lewa nach Borana übersiedelt und zwei Jahre danach die Zäune zwischen den zwei Reservaten abgebaut. 

In der Lewa-Steppe: Eine Ostafrikanische Spitzmaul-Nashorn-Kuh mit Kalb ©CRSchmidt

Die Nachzucht war sehr erfolgreich mit einem Populationszuwachs von einem Viertel in nur vier Jahren und bisher nicht weniger als 100 Geburten in Lewa-Borana. Allein 2018 konnten 10 Geburten ohne Todesfall verzeichnet werden, und 2019 waren es sogar 17 Geburten. So konnten10 Spitzmaul-Nashörner in den Nakuru-Nationalpark und 2015 weitere 10 in die Sera Community Conservancy transferiert werden.

In Zukunft sollen weitere Spitzmaul-Nashörner in die Il Ngwesi Community Conservancy direkt nördlich von Lewa-Borana umgesiedelt werden. Der Erfolg ist umso erstaunlicher, als die wenigen kleinen Wälder in Lewa mit Elektrozäunen (Foto unten) gegen Überweidung durch Spitzmaul-Nashörner, Elefanten und Giraffen geschützt sind. Deshalb stehen den Nashörnern vor allem hügelige Steppen und Sümpfe als eigentlich wenig arttypische Biotope zur Verfügung.

Impalas ausserhalb des Zauns: Die wenigen kleinen Wälder in Lewa sind mit Elektrozäunen geschützt gegen Überweidung durch Spitzmaul-Nashörner, Elefanten und Giraffen ©CRSchmidt

Lewa beherbergt auch rund 100 Südliche Breitmaul-Nashörner

Kenia gehörte nie zum natürlichen Verbreitungsgebiet von Breitmaul-Nashörnern. Aber da der zur Verfügung stehende Lebensraum dem typischen Biotop für die Art entspricht, wurden auch Südliche Breitmaul-Nashörner angesiedelt. Im Jahre 2019 lebten 99 Breitmaul-Nashörner in Lewa-Borana, was 16 Prozent der 620 in Kenya lebenden Südlichen Breitmaul-Nashörnern entspricht. Auch bei dieser Art konnten zahlreiche Geburten verzeichnet werden: 2018 waren es 6, 2019 sogar 16.

Während das Spitzmaul-Nashorn eher solitär lebt, also Einzelbulle oder Mutter mit Jungem, trifft man vom Breitmaul-Nashorn ohne weiteres auch kleinere Gruppen von Tieren an. 80 Prozent aller Nashörner in Lewa-Borana sind individuell mit Ohrkerben markiert – ein System, das Christian R. Schmidt in den 70er-Jahren in die Tiergartenbiologie einführte. Allein im Februar 2018 wurden auf diese Weise neben 14 Spitzmaul- auch 11 Breitmaul-Nashörner gekennzeichnet.

Südliche Breitmaul-Nashörner. Am rechten Ohr des rechten Tiers ist die Ohrkerbung gut sichtbar ©CRSchmidt

Rund 400 Afrikanaische Steppenelefanten beleben Lewaland

Von den 30'000 heute noch in Kenia lebenden Elefanten kamen 2017 deren 7'347 im nördlichen Teil vor, also in Marsabit, Samburu/Buffalo Springs/Shaba, Lewa-Borana und am Mount Kenya. Dies entspricht einer Zunahme von 12 Prozent in fünf Jahren. In Lewa leben in der Regel etwa 400 Afrikanische Steppenelefanten, die jedoch auf ihren Wanderungen das Gebiet durch die Zaunöffnungen auch verlassen.

Besonders wichtig war deshalb die Errichtung eines Korridors von Lewa zum Mount Kenya. Man baute 2011 sogar eine Unterführung, den sogenannten «Underpass» unter dem Meru-Nanyuki Highway hindurch. Die Elefanten akzeptierten die Unterführung sofort.

Dank dem Einsatz von Kameras weiss man, dass 2018 insgesamt 774 Elefanten nebst 600 Tüpfelhyänen, 6 Leoparden und vielen anderen Arten die Unterführung nutzten; 2019 waren es immer noch 630 Elefanten. Auch sie hat man in Lewa unter genauer Kontrolle: Nicht weniger als 45 Elefanten tragen ein Radiohalsband. Genau wie in anderen Gebieten auch, findet man in Lewa stosszahnlose Elefanten oder auch solcheY mit nur einem Stosszahn.

Alarmiert: Aufgeregte Afrikanische Elefantenkühe mit Jungen ©CRSchmidt

Grévy- und Grantzebras, aber keine Bergzebras

Es gibt insgesamt drei Zebraarten: Das im südlichen und südwestlichen Afrika vorkommende Bergzebra, das weit verbreitete Steppenzebra und als grösste Art das Grévyzebra. In den 70er Jahren gab es noch 15'000 Grévyzebras in Nordkenia und Südäthiopien. Durch Verlust an Lebensraum, Konkurrenz mit Viehherden an Wasserstellen, Jagd und eine Anthrax-Epidemie ist der Bestand rund ums Jahr 2007 auf nur noch 150 Tiere in Äthiopien und etwa 2'000 Grévyzebras in Kenia «abgestürzt».

Dazu kommen über 500 Grévyzebras in koordinierten Zoo-Zuchtprogrammen. Während der Bestand in Äthiopien kaum anwuchs, gab es 2018 in Kenia wieder 2'800 Grévyzebras, davon 350 in Lewa-Borana, was 12 Prozent des Bestandes entspricht. Zebras gehören zu den bevorzugten Beutetieren der Löwen: Ein Exemplar mit verheilter Wunde eines erfolglosen Löwenangriffs auf die rechte Hinterhand konnte fotografiert werden (Foto unten). Grévyzebras sind – wie alle Zebras – durch ihr individuelles Streifenmuster identifizierbar. Das Grévyzebra hat ein spezielles Sozialverhalten: Stuten mit ihren Fohlen bilden kleine Herden, während Hengste in der Regel Einzelterritorien besetzen.

Die Steppenzebras – in Kenia vertreten durch die Unterart des Grantzebras – leben dagegen in kleinen Haremsfamilien. Die 1'484 Grantzebras in Lewa-Borana weiden immer wieder gemeinsam mit Grévyzebras. Trotzdem konnten keine Hybriden festgestellt werden. Wie auch in anderen Gebieten Ostafrikas zeigen die Grantzebras auch hier eine Variabilität in Bezug auf Schattenstreifen und Mähnenlosigkeit.

Grévyzebra mit verheilter Wunde, die wahrscheinlich von einem erfolglosen Löwenangriff herrührt ©CRSchmidt

Netzgiraffen, Flusspferde, Warzenschweine, Kaffernbüffel und Antilopen

Gleich wie die Zebras erkennt man jede Giraffe lebenslang an ihrem individuellen Muster. Nordkenia ist die Heimat der Netzgiraffe, die inzwischen als eigene Art abgetrennt wird. In den wenigen Gewässern von Lewa lebt eine kleine Flusspferd-Population, während in den Steppen Warzenschweine häufig sind. Der Bestand von Kaffernbüffeln wuchs in den letzten Jahren gewaltig, nämlich um 43 Prozent auf 1'753 Tiere.

Unter den Antilopen hat die überall häufige Impala noch stärker zugenommen. Während für Elenantilopen und Defassawasserböcke keine Zahlen vorliegen, stiegen diejenigen von Grossen Kudus, Grantgazellen und Beisa-Oryx an. Oryx können in Tansania nur mit grossem Glück auf weite Distanz beobachtet werden, dagegen ist die Fluchtdistanz der 227 Beisas in Lewa erfreulich klein. 

Die Jackson-Kuhantilopen können ihren Bestand halten. Das arttypische Bodenforkeln (Bild unten) ist ein umdirigiertes Kampfverhalten. Es hat sich gezeigt, dass Kuhantilopen in europäischen Zoos jahrelang gehalten und gezüchtet werden können. Trotzdem kam es zu keiner nachhaltigen Zucht, sodass Kuhantilopen aus unseren Zoos inzwischen verschwunden sind. 

Das Bodenforkeln auf den Handgelenken gilt bei den Jackson-Kuhantilopen als umdirigiertes Kampfverhalten ©CRSchmidt

Eine Spezialität, die in Tansania am ehesten im Mkomazi-Nationalpark beobachtet werden kann, ist das Gerenuk oder die Giraffengazelle. Die Art kommt in Lewa vor, wird aber kaum je von Touristen gesichtet. Gerenuks haben stark verlängerte Beine und einen langen Hals, was sie befähigt, in Buschkronen zu äsen.

Oft sind die besten Blätter aber noch höher, sodass sie sie nur biped - also auf den Hinterbeinen stehend - erreichen. Dieses interessante Verhalten ist regelmässig im Samburu und besonders im Buffalo Springs (Foto unten) zu beobachten. In Europa wird die Art übrigens ausschliesslich im Tierpark Berlin gezüchtet.

Gerenuks oder Giraffengazellen kommen in Lewa vor, sind aber schwer zu beobachten. Dieser Bock äst biped im kenianischen Buffalo Springs-Reservat ©CRSchmidt

Tüpfelhyänen, Leoparden, Hyänenhunde und Geparden

Die in Lewa eher nachtaktiven Tüpfelhyänen haben von 2016 auf 2019 um 35 Prozent auf 134 Exemplare zugenommen. Im Clan haben sie in Lewa auch schon ein Nashornkalb erbeutet. Hyänenhunde durchstreifen nur gelegentlich Lewa-Borana, wo dafür aber je etwa ein Dutzend Geparden und Leoparden heimisch sind. Der Bestand an Löwen beträgt 47 (29 Adulte, 9 Subadulte und 9 Junge), verteilt auf sieben Rudel und zwei Kater-Koalitionen. Deren gesamtes Jagdareal umfasst nicht nur Lewa-Borana, sondern auch umliegende Gebiete. Dies kann mit Hilfe von Radiohalsbändern kontrolliert werden.

Männliche Löwen: rechts Radiohalsband ©CRSchmidt

Somalistrauss, Sekretär, Schwarzbauchtrappe und Bronzenektarvogel

Von den über 400 Vogelarten von Lewa-Borana sollen hier nur einige wenige genannt werden. Lewa-Borana liegt im Verbreitungsgebiet des bunten Somalistrausses – in Tansania kommt nur der Massaistrauss vor. Neben Sekretär, Kori-, Senegal- und Schwarzbauchtrappe fiel vor allem eine etwa 60köpfige Schar Ostafrikanischer Kronenkraniche auf: Wir sahen die Gruppe mehrmals im gleichen Sumpf bei ihren Balztänzen. Auch die kleinsten Vögel sind hier natürlich vertreten, etwa der Bronzenektarvogel.

Anmutiger Balztanz: Paare Ostafrikanischer Kronenkranichen führen ihren Balztanz auf. ©CRSchmidt

Die einzigen Reptilien, die wir antrafen, waren die häufigen Siedleragamen. Doch am 4. Juli 2019 gelang Lewa ein Aufsehen erregender Nachweis: Sieben Spaltenschildkröten (Foto unten) wurden an vier verschiedenen Orten in der beträchtlichen Höhe von 1'647 Meter über Meer gefunden. Die Spaltenschildkröte ist eine Landschildköte, die sekundär die Verknöcherung des Panzers verloren hat und daher gegenüber Feinden nicht mehr geschützt ist. Sie hat deshalb ein Fluchtverhalten entwickelt und rennt bei Gefahr bemerkenswert flink in die Spalten von Felsen. 

Spaltenschildkröte: Erst 2019 wurde die von der Ausrottung bedrohte Art in Lewa nachgewiesen. Dieses Tier flüchtete in eine Felsspalte im Ruaha-Nationalpark | © Foto by Fabian Schmidt

Vor 20 Jahren ging man davon aus, dass die Art nur vom zentralen hier bis ins zentrale Tansania verbreitet ist. Heute wissen wir, dass es Populationen vom nördlichen Kenia bis ins nördliche Sambia gibt. Nichts desto trotz ist die Art seit 2019 als von der Ausrottung bedroht («critically endangered») geführt. Gründe dafür sind das Absammeln für den Handel, das bei einer Art mit so langsamer Vermehrung verheerende Folgen hat, sowie die Zerstörung des geeigneten Biotops, nicht zuletzt durch das Absammeln selbst.

Titelbild: Kämpfende Grévyzebras auf Lewa | © Foto by Christian R. Schmidt

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COVID-19-Abwehr rettete auch Nashörner

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Aktuelles Juni 2020