Ranger: Stetes Sterben für die Wildtiere

Die Zusammenstösse zwischen Wildhütern und Wilderern im afrikanischen Busch werden brutaler. Immer wieder gibt es Tote. Ohne militärische Ausbildung und Bewaffnung haben Ranger kaum mehr eine Chance, Fauna und Flora effizient zu schützen. Eine Realität, die in Europa weitgehend ignoriert wird.

Von Rolf D. Baldus*

Sie war knapp und präzise: Die Meldung der «Botswana Defence Force» (BDF) vom 2. April 2020. In Verfolgung ihrer Mission waren Mitglieder der Streitkräfte eine Woche zuvor in zwei Feuerwechsel mit Wilderern verwickelt worden.

Dabei wurden fünf Wilddiebe getötet. Die Wilderer hätten der Armee den Krieg erklärt, hiess es in der Presseerklärung. Als professionelle, schnelle und entschlossene Eingreiftruppe werde die BDF auch angesichts der herrschenden Pandemie (Covid-19) weiterhin ihre übertragenen Aufgaben erfüllen.

Die Wilderer hätten Kriegswaffen und Jagdgewehre benutzt, schilderte die «Botswana Defence Force». Aber so ist das im Krieg: Der Bessere (oder Glücklichere) überlebt – und er kann seine Geschichte erzählen.

Zu allem entschlossene Wildfrevler

So wie in Botswana führen überall im südlichen Afrika Park-Ranger, Soldaten, Polizisten und Dorf-Wildhüter einen Kampf gegen zu allem entschlossene Wilddiebe.

Schwieriges Gelände: Ranger auf Patrouille im hohen Gras der Westserengeti | © Foto Ruedi Suter

Im Februar wurden dabei auch zwei Nashorn-Wilderer im südafrikanischen Krüger-Nationalpark erschossen. Dort töten Wilderer hunderte Elefanten und Nashörner, deren Elfenbein und Horn in China mit Gold aufgewogen wird. Sie tun alles, um nicht erwischt zu werden, denn es drohen langjährige Gefängnisstrafen.

Es ist schwer zu sagen, auf welcher Seite der Blutzoll höher ist. Jedes Jahr kommen in Afrika und Asien über 100 Wildhüter im Dienst um. Die Hälfte wird dabei von Wilderern getötet. Die Gehälter der Gesetzeshüter sind gering, der Dienst ist hart und ihr Risiko ist hoch.

Polizeioffizier Leroy Bruwer im Wagen erschossen

Vor zwei Wochen traf es in Südafrika einen hoch dekorierten und landesweit bekannten Polizeioffizier. Leroy Bruwer (49) wurde morgens in seinem Wagen auf dem Weg ins Büro in der Nähe des Krüger-Nationalparks erschossen.

Im Auto erschossen: Rhino-Fahnder und Polizeioffizier Leroy Brewer | © The Times, Screenshot

Er war Mitglied der Sondereinheit «Mpumalanga Hawks» und ein Spezialist für Ermittlungen bei der Nashorn-Wilderei. Zum Zeitpunkt seines Todes führte Bruwer gerade Untersuchungen gegen Polizisten durch.

Ganz besonders grausam war die Ermordung zweier Wildhüter in Simbabwe Anfang des Jahres. Die beiden Ranger der Nationalparkbehörde «Zimparks» hatten vier Wilddiebe im Matusadona-Nationalpark erwischt.

Um die Straftäter, die aus dem Nachbarland Sambia stammten, zur Polizei zu bringen, mussten sie diese per Boot über den Kariba-See transportieren.

Doch sie kamen nie an.

Lebensgefährlicher Job: Simbabwe-Ranger auf Patrouille | © Pindula News, Screenshot

Mediale Verkennung der Lage in Afrika

Ihre Leichen wurden erst nach einer Woche gefunden. Offenbar hatten die sambischen Verbrecher die beiden Wildhüter überwältigen können und ins Wasser geworfen.

Die Opfer wiesen Stichwunden auf, und die Hände hatte man ihnen mit Draht auf den Rücken gefesselt. Es gibt kaum eine Chance, die Täter in Sambia zu ergreifen. Doch sie werden wiederkommen.

Es ist nicht verwunderlich, dass bei solchen Auseinandersetzungen auch die Gesetzeshüter schon einmal über das Ziel hinausschiessen. Ohnehin ticken in Afrika die Uhren anders.

In einer Artikelserie versucht die «Berliner Tageszeitung» (taz), solche Einzelfälle zu einem System methodischer Menschenrechtsverletzungen in den Nationalparks aufzublasen. «Militarisierter Naturschutz» heisst ihr Kampfbegriff.

Doch den Nachweis, dass man die organisierte Kriminalität und ihr weltweites Geschäft mit dem illegalen Wildtierhandel mit guten Worten und dem Werfen von Wattebäuschen stoppen kann, ist die taz bislang schuldig geblieben.

* Dr. Rolf D. Baldus (*1949), früher Referatsleiter im deutschen Entwicklungshilfeministerium und Bundeskanzleramt in Bonn, hat 13 Jahre im Wildschutz in Tansania gearbeitet, davon 6 Jahre im Selous Game Reserve. Heute schreibt er über Fragen des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung von Wildtieren.

Titelbild: Kenianische Ranger auf Beobachtungsposten | © Foto Gian Schachenmann

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