Rhino-Wilderer greifen jetzt Botswana an

Wilderei-Alarm im bislang als relativ sicher geltenden «Rhino-Paradies» Botswana – allein in den letzten 10 Monaten sind mindestens 46 Nashörner gewildert worden. Alarmiert ist man auch in Basel, wo die «Friends of Rhino Conservation Botswana Switzerland» organisatorisch und finanziell im Okavango-Delta eine «Arche Noah für Afrikas Nashörner» einrichten helfen.

Von Ruedi Suter - FSS

Die Hiobsbotschaft über den jähen Anstieg gewilderter Nashörner verkündete am Montag Regierungssprecher Moemi Batshabang. Die gegen 50 umgebrachten Tiere machten beinahe 10 Prozent der gesamten Nashorn-Population Botswanas aus.

Die Zahl über den tatsächlichen Bestand im Land ist jedoch zu hinterfragen, wurde doch bislang aus Sicherheitsgründen nie die genaue Anzahl der in Botswana lebenden Tiere kommuniziert.

Offiziell sollen noch rund 500 Spitz- und Breitmaulnashörner in Botswana leben. Ins teil schwer zugängliche und darum relativ sichere Okavango-Delta wurden bis 2017 auch Tiere eingeflogen, die in Nachbarländer bislang weit gefährdeter waren. Allein aus Südafrika wurden über 100 Tiere evakuiert.

Tatort Moreni-Reservat: | Veterinär mit Betäubungsgewehr im Einsatz | © Foto: BotswanaRhinoConservation

Plötzlich wird das Moremi-Wildreservat zum Schlachtfeld

Bereits im Dezember 2019 meldeten die Behörden in ihrer «Statistik der Okavango-Rhino-Wilderei», seit Oktober 31 Breitmaul- und 9 Spitzmaulnashörner verloren zu haben. Die Bevölkerung wurde zur Meldung verdächtiger Vorgänge im Busch, in den Dörfern und auf den Pisten angehalten. Mit mässigem Erfolg.

Seit letzten April ist die Rhino-Wilderei vor allem im nördlichen Moremi-Wildreservat hochgeschnellt. Gut bewaffnete und bestens ausgerüstete Wildereitrupps seien ins Gebiet infiltriert, um die Tiere umzubringen und ihnen die Nasenhörner zu rauben, erklärte Moemi Batshabang von der staatlichen Wildtierbehörde gegenüber der Presseagentur AFP.

Okavango-Delta: Weniger Wasser erleichtert Wilderei | © Foto: BotswanaRhinoConservation

Botswana als neues Ziel der Wilderei-Syndikate

Die Wilderer haben es wahllos auf beide Arten abgesehen, auf Spitzmaul- wie auch auf Breitmaulnashörner. Dass sich die international operierenden Wilderei-Syndicate neuerdings auf das kaum bevölkerte und weite Botswana konzentrieren, dürfte auch mit den gesunkenen Opferzahlen in Südafrika und Namibia zusammenhängen. Denn 2019 ging in Südafrika die Zahl der gewilderten Nashörner von 769 Tieren im Vorjahr auf 594 Tiere zurück – ein Rückgang von 23 Prozent.

Und in Namibia starben mit 41 Rhinos doch 31 Rhinos weniger als 2018, wo noch 71 Opfer beklagt werden mussten. Die Verbrecher scheinen sich das etwas einfacher zu infiltrierende Botswana vorgenommen zu haben, zumal hier der Wildtierschutz Ende 2019 von der neuen Regierung entmilitarisiert worden war. Auch deren Strategie des «Shoot to kill» half wenig. Zwar wurden einige Wilderer erschossen, aber die Wilderei ging unvermindert weiter.

Kenner des Landes vermuten überdies einen Zusammenhang mit dem seit kürzlich wieder erlaubten Jagdtourismus. Dessen Umsetzung und Auswirkungen in den Weiten Afrikas richtig zu kontrollieren, war immer schon eine Herausforderung.

Botswanas-Okavango-Delta: Die “Arche Noah” der Nashornrettung in Afrika ist gefährdet

Das Explodieren der Wilderei beschäftigt auch die Schweiz

Grosse Sorgen bereiten die neuen und unerwartet zahlreichen Attacken der Verbrechersyndikate auf den Rhino-Bestand im Okavango-Delta der Baslerin Angela Berney. Die Initiantin der «Friends of Rhino Conservation Botswana-Switzerland» hat zusammen mit ihren Geldgebenden, internationalen Fachleuten und Partnern in Botswana eine schlagkräftige Schutzorganisation aufgebaut.

Ziel: Die Etablierung einer Rettungsinsel im Sinne einer «Arche Noah» für eine Grosszahl der gefährdeten Nashörner Afrikas im abgeschiedenen Okavango-Delta.

«Wir überlegen uns rund um die Uhr,» versicherte Berney gegenüber dem FSS, «was angesichts der neuen Bedrohungslage alles zu verbessern ist.» Sicher sei, dass durch die herrschende Trockenheit der Zugang der Wilderer zum Okavango-Delta leichter geworden ist. Die Rhinos seien teils auch gezwungen, auf der Suche nach neuen Wasserstellen die sicheren Gebiete zu verlassen.

Verbrechen am Tier: Wilderer sägen oder schlagen die Nasenhörner ab | © Foto Gian Schachenmann

Nur gemeinsames Vorgehen führt zum Erfolg

Erste Massnahmen gegen die Angriffe der Wilderer seien bereits ergriffen. So eine verstärkte Überwachung der Bestände im Busch, beispielsweise mittels Fusspatrouillen und Fliegeraufklärung. Dann aber auch eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Siedlungen im Gebiet und den nationalen Behörden. Und schliesslich werde wohl ein Schulterschlusses vieler kleinerer Wildschutzorganisationen zu erfolgreichen internationalen Schutzorganisationen unumgänglich werden.

Die Begründung von Angela Berney: «Wir können den Krieg um das Überleben der letzten Nashörner nur gewinnen, wenn alle richtig zusammenspannen und ihr Bestes geben: Die Bevölkerung, Gemeinden, Regierungen, nationale und internationale Artenschutzorganisationen und jeder und jede Einzelne von uns.»

Friedliches Okavango-Delta: Ohne professionellen Schutz und Waffeneinsatz keine Zukunft. | © Foto: BRC

Titelbild: Breitmaulnashorn im Okavango-Delta | © Foto: rhinoafrica.com 

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