Risiko: Im Heli über den Kilimanjaro

Seltenes geschah heute über Afrikas höchstem Felsen: Ein Helikopter schraubte sich hoch über den «Kili» und filmte diesen mit einer Spezialkamera.

Bei einer Zwischenlandung schickten die Fotografen dem FSS ein paar Bilder, die wir hier gleich zeigen möchten. In den tristen Covid-19-Zeiten sollen wenigstens die Gedanken nach Afrika schweifen können. Die fast verzögerungsfreie Übertragungstechnik erlaubt es, bei diesem Abenteuer mit dabei zu sein - fast jedenfalls.

Von der FSS-Redaktion

Basel-Arusha, 31. Januar 2021 – Das Mobilephone piepste heute Sonntag mitten ins Frühstück: «Wetter und Sicht sind unerwartet gut, wir haben alle Bewilligungen, wir starten!» Die Meldung in die Schweiz stammte von Gian Martin Schachenmann, in Usa River bei Arusha lebender Filmer und FSS-Mitglied.

Er hat alle Hände voll zu tun, dreht im Auftrag kanadischer und australischer Filmgesellschaften was das Zeug hält, weil sich die eingeschlossenen Menschen in Europa und den Amerikas nach Tier- und Naturfilmen sehnen.

«Notlandung» im Garten

Eben vom Serengeti-Ökosystem heimgekehrt, musste sich Schachenmann und sein Auftraggeber Cameron «Cam» Batten mit einem Wust an Bewilligungsanträgen herumschlagen, die sie schon Wochen zuvor eingereicht hatten. Es gab noch offene Fragen zum Beispiel über Filmzweck, genaue Flugroute, Zeitpunkt und Flugmaschine. Diese war in Nairobi bestellt worden, mit Spezialeinrichtungen zum Filmen und für die rund 250’000 Dollar teure Filmkamera, welche jede Erschütterung ausbalanciert.

Zunächst schien es, dass die Maschine 5Y-CFP der Tropic Air gar nicht gemietet werden konnte, weil sie in Nordkenia gegen die Heuschreckenschwärme eingesetzt wurde. Doch plötzlich ging es doch, und der kenianische Pilot flog nach Usa River. Während dessen meldeten die Behörden, die Maschine habe keine Landeerlaubnis auf dem Flugplatz, worauf der erfahrene Pilot seine Maschine im Garten Schachenmanns zwischen die Bäume setzte.

Riesenwaldschweine, Ducker, Elefanten

Der Drehflügler wurde gepackt, die Kameras montiert, die Sauerstoffmasken bereit gestellt. Die drei Männer stiegen ein, schnallten sich an und der Pilot flog los. Seine Erfahrungen beim An- und Überfliegen von Vulkanen mit ihren teils gefährlichen Windverhältnissen waren ausschlaggebend, dass die Filmer nicht sonst einen Helikopterpiloten anheuerten.

Und da Afrikas höchste Bergspitze, der Kibo, 5’895 Meter hoch ist, braucht es auch Höhenerfahrung in der dünnen Luft. Die Maschine trug die Männer immer weiter über den Nationalpark mit seiner einzigartigen Flora und der Tierwelt mit Arten wie beispielsweise Ducker, Büffel, Elefanten, Leoparden, verschiedenen Affen und Riesenwaldschweinen, für deren Überleben sich der FSS in den neunziger Jahren einsetzte.

«Der Helle» wird immer schwärzer

Die Erstbesteiger des Kibos hatten anno 1887 keine Ahnung, was ein Helikopter ist: Weder der einheimische Führer Muini Amani noch seine Auftraggeber Hans Meyer (D) und Ludwig Purtscheller (A). Ebenso wenig bekamen die Drei mit, dass 1987 und hundert Jahre später das Kilimanjaro-Massiv zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Der Anflug und Überflug des Massivs sei «unbeschreiblich» beeindruckend gewesen, berichtete Schachenmann heute Abend in die Schweiz. In der Ferne habe man den benachbarten Mount Meru, Arushas Hausberg, sehen können. Betrüblich hingegen sei, dass der Kilimanjaro nur noch sehr wenig Eis aufweise.

Forschende hätten festgestellt, dass dem Kibo in den letzten 100 Jahren rund 85 Prozent seines Eises weggeschmolzen sind. 2030, so werde vermutet, sei die Kappe des Kibos dunkel. Dann müsste er auch umgetauft werden. Denn Kibo heisst – «Der Helle».

Pilot und Filmcrew filmen diese Woche weitere erloschene und aktive Vulkane im Ostafrikanischen Grabenbruch. Am Montag werden sie um und über den heiligen Berg der Massai drehen – den immer wieder aktiven Oldonio Lengai im Serengeti-Ökosystem.

Hier nun die Fotos als nicht kommentierte Bildfolge.
© All Fotos by Gian Schachenmann

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