Sensibilisierung: Stopp mit dem Plagen von Wildtieren

Gefangene Wildtiere leiden oftmals Höllenqualen, wenn sie für Touristen-Attraktionen «fit» gemacht werden, um dann herhalten zu müssen. Qualen erleiden sie auch beim Streicheln, Reiten, zu nahem Betrachten, zu dichtem Heranfahren, Selfies machen und so fort.

Das Benutzen gefangener Wildtiere zum Freizeitvertrieb oder «Liebhaben» sei höchst problematisch, kritisiert die Schweizer Stiftung für das Tier im Recht (TIR). Darum startet sie jetzt eine Sensibilisierungskampagne. Motto: «Hände weg von Wildtier-Attraktionen!».

Von FSS-Redaktion

Viele meinen es nicht böse und sehen sich selbst als Tierfreunde. Andere sind gedankenlos und wissen nicht, dass in Wildtieren (wie auch in uns Menschen) uralte Reflexe spielen, die das Tier flüchten oder angreifen lassen. Darum können sie (und wir) überleben, und darum muss jedes Wildtier, das in den Dienst der Menschen gestellt werden soll, «abgerichtet» und «trainiert» werden. 

Tiger als Selfie-Objekt: Plakat Sensibilisierungskampagne | © TIR

Anders gesagt: Es muss »gebrochen» werden – eine Folter für die gefangenen Tiere. Das wird millionenfach gemacht, und das müsse endlich aufhören, fordert die in Zürich ansässige Stiftung für das Tier im Recht (TIR). Kurzum: Der quälerische Umgang mit eingefangenen Wildtieren rufe nach «dringenden Handlungsbedarf», sagt Jeanine Eggler als rechtswissenschaftliche Mitarbeiterin. 

Fertig lustig mit Elefantenreiten oder Selfies mit Wildtieren

Die Begründung der Juristin: «Wildtiere werden in vielerlei Hinsicht ausgebeutet. So auch für Touristenattraktionen, die sich weltweit grosser Beliebtheit erfreuen. Von Selfies mit Grosskatzenbabies über Reitausflüge auf Elefanten und Kamelen bis hin zu Tanzaufführungen von Bären und Hotelshows mit Papageien.» 

Papagei als Touristen-Objekt: Plakat Sensibilisierungskampagne | © TIR

Angeboten würden «Wildtier-Erlebnisse» aller Art, aber man bekomme nicht mit, was vor der gewaltsamen Zähmung der Tiere Schmerzhaftes geschehe. Auf den Souvenir-Fotos werde nicht sichtbar, dass hinter den abgerichteten und sich brav gebenden Wildtieren oftmals «grosses Tierleid» stecke.

«Brutale Trainingsmethoden»

«Touristen wird ein friedliches Miteinander von Mensch und Tier vorgegaukelt», kritisiert Jeanine Eggler. «Die Realität hinter den Kulissen sind jedoch häufig Missstände wie quälerische Haltungen, eine dubiose Herkunft – oftmals aus regelrechten Zuchtindustrien – und brutale Trainingsmethoden, mit denen die Tiere gefügig gemacht werden.»

Wildtiere seien einfach «nicht an die menschliche Umwelt angepasst». Darum bedeute für sie die Nähe zum Menschen «für erheblichen Stress». Die Juristin nennt aber noch einen weiteren Zusammenhang: «Touristenattraktionen dieser Art gehen gehen nicht nur auf Kosten des Wohlergehens und der Würde der betroffenen Tiere – sie sind nicht selten auch mit beträchtlichen Artenschutzproblemen verbunden.»

Betatschen und Reiten als Qual

So will jetzt TIR den Missbrauch der Wildtiere im Zusammenhang mit der Haltung in Menschenhand beenden. Denise Eggenberger, verantwortlich für die Kommunikation bei TIR, bringt es auf den Punkt: «Für Wildtiere ist es eine Qual, von Touristen und Touristinnen betatscht zu werden!» Deshalb sei diese Kampagne gestartet worden. 

Bär als Touristen-Objekt: Plakat Sensibilisierungskampagne | © TIR

Die «grausamen Praktiken, die hinter vielen Touristenattraktionen stehen», müssten bekannt gemacht werden - mit Plakaten, auf denen verschiedene Tierarten als Handabdrücke dargestellt werden. Eggenberger: «Sie symbolisieren die Spuren, die der Mensch bei «Hands-on-Begegnungen» mit Wildtieren hinterlässt. Umgesetzt wird die Kampagne von der Kreativ-Agentur Ruf Lanz.

Dringlicher Aufruf an Touristen und Touristinnen

Dass die Kampagne ausgerechnet zu einem Zeitpunkt startet, wo beispielsweise «Reit-Elefanten» in Asien oder Tier-Schauen in Touristik-Destinationen an für die Tiere bedrohlichen Einnahmeverlusten leiden, ist auf die Covid19-Pandemie zurückzuführen. Die Juristinnen und Juristen von TIR versuchen aus der Situation das Beste zu machen.

Faultier als Touristen-Objekt: Plakat Sensibilisierungskampagne | © TIR

«Sie zwingt uns zum Innehalten. Die Rückkehr zur Normalität darf keine Rückkehr zu einem rücksichtslosen Umgang mit Tieren bedeuten. Bitte denken Sie bei der Buchung Ihrer nächsten Reise daran und lassen Sie die Finger von Touristenattraktionen mit Wildtieren. Hilfreiche Informationen finden Sie unter tierimrecht.org/wildlife.»

Titelbild: Gebrochene Reit-Elefanten, Touristeninsel Ko Chang, Thailand © Foto Ruedi Suter

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