Aktuelles Jahr 2018

Touristen Achtung: GEfängnis für Besitz einer Vogelfeder

Derzeit setzt Tansania seine Gesetze rigoros um. Auch den Wildlife Act. Wer demnach eine Muschel, eine Vogelfeder, einen Zahn oder sonst ein Tierteil ohne Bewilligung besitzt, dem drohen schwerste Gefängnisstrafen.

Dar-es-Salaam, 13. Dezember 2018 ©«Sie sind verhaftet!» Den Satz können heute selbst Touristen oder Touristinnen zu hören bekommen, wenn tansanische Beamte bei ihnen bislang als harmlos eingestufte Souvenirs wie beispielsweise eine Muschel oder Vogelfeder finden. Was folgt, sind Gerichtsurteil, hohe Geldbussen und langjährige Gefängnisstrafen.

Denn jeder Teil eines toten Tieres, der gefunden wird, ist gemäss dem jetzt strikte umgesetzten Wildlife Act eine Regierungstrophäe. Das bedeutet: Allein deren Besitz ist strafbar. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Tierteil gefunden oder ohne Nachweispapier erworben, ob ein Tier gewildert oder gefangen wurde. Wer erwischt wird, dem drohen mindestens 20 bis maximal 30 Jahre Gefängnis. In bestimmten Fällen kommt noch eine happige Geldbusse hinzu.

Radikales Vorgehen

Dabei wird weder zwischen Hautfarbe, Geschlecht oder Herkunft unterschieden. Zahlreiche Afrikaner, aber auch Touristen sind bereits verurteilt und ins Gefängnis gesteckt worden. Die Regierung des seit 2015 waltenden John Pombe Joseph Magufuli geht radikal gegen die Korruption und gegen jede Art von echten oder vermeintlichen Betrügereien vor – mit erfreulichem Erfolg, aber auch mit folgenschweren Exzessen.

Das grosse Aufräumen hinterlässt oft tiefe Spuren, weil gewachsene Strukturen ersatzlos eingerissen werden und eine Unzahl von Menschen plötzlich ohne Erwerbsmöglichkeiten dastehen. Im Bereich des Wildschutzes hat sich laut Beobachtern die Situation bei der Bekämpfung der Wilderei und des illegalen Wildtierhandels gemäss Kennern aber spürbar gebessert.

Willkürliche Strafen ohne Realitätsbezug

Dabei berufen sich die Behörden vermehrt auf die Landesverfassung. Ihr nach gehört die Natur einzig dem Staat. Wer ohne Genehmigung beispielsweise Schädel, Knochen, Zähne, Klauen, Vogelfedern, Felle, Muscheln, Hölzer oder auch nur Steine mit sich führt, der macht sich automatisch strafbar. Er oder sie können von Polizei und Zoll verhaftet werden.

Rätselhaft bleibt jedoch oft, nach welchen Kriterien die Richter ihre Urteile fällen. So erhielt beispielsweise der international agierende Moniface Matthew Maliango – im Volksmund «Shetani» (Der Teufel) genannt – einen vergleichsweisen kurzen Freiheitsentzug. Der Töter tausender Elefanten, Elfenbeinschmuggler und Chef eines weit verzweigten Verbrechersyndicats erhielt nur gerade 12 Jahre Knast.

Ein Klacks gegen die 20 Jahre Haft und die unbezahlbare Geldstrafe, mit der Emmanuel Richard fertig werden muss. Der junge Fahrer wurde mit fünf Flusspferd-Zähnen festgenommen, für die er keine Genehmigung hatte. Zwei Dekaden Knast für Zähne, deren Kilopreis 3.90 Franken beträgt, ist der Gipfel der Absurdität.

In tansanischen Gefängnissen sind auch Insassen versenkt, die schon Jahrzehnte einsitzen. So warnen wir an dieser Stelle alle Touristen und Touristinnen in Tansania, unbedingt ihren Sammeltrieb unter Kontrolle zu halten und sich genau zu überlegen, was im Reisegepäck verstaut werden soll. Denn heil aus den heillos überfüllten Gefängnissen zu kommen, ist alles andere als garantiert – allein schon der Krankheitskeime oder der arg belasteten Psyche wegen nicht. fss

Jetzt wird gebaut im Weltnaturerbe Selous

Jetzt sollen die Bulldozer auffahren, in Afrikas grösstem Schutzgebiet, dem Weltnaturerbe Selous: Tansania hat mit Ägypten ein Abkommen unterzeichnet, wonach dem Rufiji-Fluss in der Stieglers Gorge das mächtigste Wasserkraftwerk Ost-Afrikas verpasst werden kann – mit unabsehbaren Folgen für Flora und Fauna.

Dar-es-Salaam, 12. Dezember 2018 – Aller Widerstand und Protest seitens der internationalen Umweltschutzgemeinde nützten nichts. Und auch die Warnungen der Unesco, welche 1982 das über 50’000 Quadratkilometer weite Schutzgebiet zum Weltnaturerbe erhob, verhallten: Heute Mittwoch unterzeichnete Staatspräsident John «Bulldozer» Magufuli zusammen mit dem ägyptischen Premierminister Moustafa Madbouly den Bauvertrag. In 36 Monaten wollen die Araber das Wasserkraftwerk in der nach einem Schweizer benannten Stiegler-Schlucht hochziehen.

Der tansanische Energieminister Medard Kalemi verkündete laut den Medien, der Bau werde das viertgrösste Wasserkraftwerk Afrikas hervorbringen: 1’025 Meter lang, 131 Meter hoch und 35,2 Milliarden Kubikmeter gestautes Wasser. Die neun Turbinen sollen ebenfalls von Ägypten geliefert werden. Präsident Magufuli meinte, der Selous sei derart gross, dass das Bauvorhaben kaum Effekte auf die Umwelt haben werde. Die Regierung sei überzeugt, dass mit dem Stau des Rufiji-Flusses Tansania einen grossen Schritt hin zur Industriegesellschaft mache.

Ganz anders sehen dies Ökologen und Ökologinnen. Sie befürchteten massive Umweltschäden im Ökosystem sowie eine nachhaltige Störung des Unterlaufes des Rufijis. Wir werden später noch in einem Hintergrundartikel auf die befürchteten Verheerungen eingehen.

Der Selous war vor wenigen Jahren Schauplatz der grössten Elefantenmassaker in Afrika, und er wird heute im Süden auch von der Uranindustrie bedroht. Nicht klar ist zurzeit, wie das Wasserkraftwerk finanziert werden soll. Dass sich alles verzögert oder schliesslich gar nichts realisiert wird, ist nicht ganz auszuschliessen. Mehr zum Thema hier weiter unten: «Rodungen drohen im Weltnaturerbe Selous» und zur Petition (Januar 2019), welche den Verzicht auf die Abholzungen fordert. fss

Hintergrund : Afrikas Schutzgebiete in Gefahr – das Beispiel Weltnaturerbe Selous

Tansania: Neue Spezialeinheit lehrt Wilderern das Fürchten

Um die Wilderei und den illegalen Handel mit Wildtieren und Buschfleisch (Bushmeat) effizienter bekämpfen zu können, hat die tansanische Regierung eine neue Anti-Wilderei-Einheit zusammengestellt. Sie umfasst 313 entschlossene Frauen und Männer.

Fort Ikoma, 17. November 2018 – Unterstellt ist die paramilitärische «Squad» dem Ministerium für Naturressourcen und Tourismus. Vorgestellt wurde die neue Spezialeinheit Mitte November von Tansanias Vizepräsidentin Samia Suluhu Hassan in Fort Ikoma, unweit der nordwestlichen Serengeti-Grenze.

Die Politikerin erklärte Medienberichten zufolge, sie erwarte von der neuen Spezialeinheit die «vollständige» Bekämpfung der Wilderei im Lande. Überdies rief sie die Gemeinden entlang der Nationalparks und Wildreservaten auf, mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten.

Das Personal der Squad ist laut Hamisi Kigwangalla, Minister für Naturressourcen und Tourismus, von der tansanischen Volksverteidigungstruppe (Tpdf) zusammengestellt worden. Die Frauen und Männer hätten vorher bereits Dienst bei Organisationen wie der Tanzania Wildlife Management Authority (Tawa) oder der Tanzania National Parks Authority (Tanapa) geleistet. Wichtig sei es auch, so Kigwangalla, die Fauna für den wachsenden Tourismus zu verteidigen.

In den letzten Jahrzehnten hat Tansania immer wieder neue Sondereinheiten gebildet, um effizienter die Korruption bekämpfen und besser gegen WIlderei und Wildtierhandel vorgehen zu können – leider oft nur mit befristeten Erfolgen. Die Regierung von John Magufuli scheint nun aber zusammen mit dem Parlament entschlossen zu sein, dem andauernden Aderlass an Fauna und Flora kompromisslos ein Ende zu setzen.

Es wird sich nun zeigen, ob ihre Nationale Strategie zur Bekämpfung von Wilderei und illegalem Handel mit Wildtieren (NSCPIWT) dieses hoch gesteckte Ziel auch erreichen kann. Immerhin steht rund ein Viertel des Landes unter Schutz (Nationalparks, Wildreservate, Pufferzonen etc). Ein Schutz, der häufig wegen Geldmangels, zu wenig Personals und mangelnder Ausrüstung zu nicht gewährleistet werden kann, weshalb Organisationen wie die Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) oder die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) notwendige Unterstützung leisten. fss

Hintergrund: Afrikas Nyerere: «Wir müssen uns selbst helfen!»

Was war jetzt da - Im Busch von Botswana?

Die weltweit verbreitete Horror-Nachricht eines Elefanten-Massakers in Botswana ist falsch, heisst es jetzt aus Regierungs- und Menschenrechtskreisen. Meldungen aus dem afrikanischen Busch sind oft nur schlecht überprüfbar. So geschehen auch beim «Massaker», das es so nie gegeben haben soll – vielleicht.

Gaborone, London, 28. September 2018 – Die Meldung war schockierend, und entsprechend rasch ging sie um die Welt. Zahlreiche Medien berichteten über das «Massaker» an 87 Elefanten in Botswana. Auch wir vom FSS vermeldeten umgehend das angebliche Gemetzel durch Wilderer im bislang gut überwachten Botswana (siehe nächste Meldung: «Elefanten-Massaker: Botswana riskiert seinen guten Ruf»). 

Doch unterdessen macht eine andere, weit weniger zur Kenntnis genommene Meldung die Runde: Das «Massaker» sei mehr oder weniger das Produkt eine gezielten PR-Kampagne der in Botswana und den USA domizilierten Wildschutzorganisation Elephants Without Borders (EWB). Dessen Direktor Mike Chase habe mit seiner Schock-Meldung massiv übertrieben und seinen guten Namen als Wissenschafter und Elefantenzähler ruiniert, werfen ihm nun Regierungsleute und Menschenrechtler vor. Weshalb?

Weil am Ort des «Massakers» im Chobe-Nationalpark lediglich 19 tote Elefanten gefunden worden seien. Davon  hätten gerade einmal sechs den Tod durch Wilderer erlitten. Die anderen wären teils seit langem schon eines natürlichen Todes gestorben, versicherte Churchill Colyer, Vizedirektor der Wildschutzbehörde Botswanas, nach einer behördlichen Überprüfung der Lage. Auch seien die Ranger nicht entwaffnet und geschwächt worden, man habe nur die schweren Waffen der Armee abgezogen.

Doch vorher schon erhielt die Regierung Botswanas überraschend Unterstützung durch einen Menschenrechtler, dem die Vorgänger-Regierung die Einreise verboten hatte, weil er sich zu kompromisslos für die verletzten Rechte der jagenden und sammelnden San-Ureinwohner eingesetzt hatte. 

Dabei handelt es sich um den Briten Stephen Corry, Direktor der in London stationierten Menschenrechtsorganisation Survival International. Dessen Kommentar: «Das ‹Elefantenmassaker› fand zweifelsfrei nicht statt. Es wurde von jenen erfunden, die eine stärkere Militarisierung des Naturschutzes befürworten.» Dies sei derselbe gescheiterte Ansatz, der weltweit ‹Hunderttausende von Einheimischen› diskriminiere – häufig genau jene Menschen, die den Naturschutz am besten vertreten könnten.

Auch Buschtrommler können falsch trommeln

Stephen Corry verwies auf die Tatsache, dass vielerorts indigene Jäger und Sammler verfolgt oder gar erschossen werden, wenn sie ihrem traditionellen Lebensunterhalt nachgehen. Er ist auch ein energischer Gegner der «Shoot to kill»-Taktik. Diese erlaubt es den Wildhütern in Nationalparks, ohne Vorwarnung auf Menschen zu schiessen, die gar nicht im Park sein dürften und deshalb automatisch als Wilderer betrachtet werden. 

So entpuppt sich der Streit um das, was mit den Elefanten  in Botswana geschehen sein soll, teils auch als eine Auseinandersetzung zwischen Menschenrechts- und Naturschutzorganisationen. Und Indigenen-Verteidiger Corry unterstützte so jene Regierung, deren Ex-Präsident Ian Khama er grobe Menschenrechtsverletzungen vorwarf – im Zusammenhang mit der diskriminierenden Behandlung der Koihsan-Völker (Gwi, Gana, Tsila).

Doch damit ist immer noch nicht klar, wie viele Elefanten in Botswana tatsächlich gewildert wurden oder unter natürlichen Umständen ums Leben kamen. Damit sind wir einmal mehr gezwungen, News aus dem afrikanischen Busch – und nicht nur von dort – mit gebotener Vorsicht wahrzunehmen. Tatsache aber bleibt: Jeder gewilderte Elefant ist ein toter Elefant zu viel. fss

Elefanten-Massaker: Botswana riskiert seinen guten Ruf

Gegen 87 Elefanten sind in den letzten Wochen in Botswana von Wilderern umgebracht worden. Bislang galt das Land als sicher, doch die gut trainierten Anti-Wilderei-Einheiten wurden geschwächt – durch die neue Regierung. 

Kasane, 4. September 2018 – Kein anderes Land in Afrika hat – nach den Massakern im tansanischen Selous-Wildschutzgebiet – heute mit über 130 400 Tieren so viele Elefanten wie Botswana, nirgendwo sonst waren die  Elefanten- und Nashorn-Bestände so gut geschützt. Und nun dieser Schock – 87 Kadaver gewilderter Elefanten nahe des Okavango Delta Wildschutzgebietes, entdeckt während eines Zählflugs der Wildschutzorganisation Elephants Without Borders (EWB). 

Selbst Mike Chase, der in Botswana aufgewachsene und in den USA ausgebildete Wildschutzexperte, war über das Ausmass des Massakers fassungslos. Der Gründer und Direktor von EWB  erklärte gegenüber BBC, er und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen befürchteten eine rasche Verschlechterung der Sicherheitslage. 

Dies vor allem auch darum, weil die Regierung unter dem neuen Präsidenten Mokgweetsi Masisi beschlossen hatte, dem bislang beim Schutz sehr erfolgreichen Departement Wildlife und National Parks Waffen und Beistand der Armee zu entziehen. Weshalb der vom vorherigen Präsidenten Jan Khama gestärkte Wildtierschutz nun derart geschwächt wurde, soll nie bekannt gegeben worden sein.

Mike Chase, der als Wissenschafter 2015 die letzte Elefantenzählung in Botswana durchführte, ist die neue Situation alarmierend. «Verglichen mit damals haben wir heute doppelt so viele frisch getötete Elefanten als anderswo in Afrika», erklärte er gegenüber BBC. Den meisten Kadavern waren die Stosszähne entfernt worden. 

Die Wildererbanden infiltrieren vor allem über die Grenzen der Nachbarländer wie Sambia, Simbabwe, Angola und Namibia. Viele konnten von den Anti-Wilderei-Einheiten der Botswaner abgefangen werden. In Zukunft werden die Wilderer leichtes Spiel haben. Mike Chase sagt, was andere Umweltschützende auch fordern: Die Regierung Botswanas muss die Anti-Wilderei-Bemühungen energisch fördern – anstatt sie zu schwächen. (Mehr zu Botswana finden Sie hier: «Arche Noah für die Rettung der Nashörner».) fss

Rhino-Tragödie: Acht Tiere starben in Kenia nach Umsiedlungsaktion im East Tsavo

Unfassbare Tragödie: Acht von insgesamt vierzehn Spitzmaulnashörnern sind in Kenia nach einer kürzlich  erfolgten  Translokation verendet. Über die Ursache wird noch gerätselt.

Nairobi, 13. Juli 2018 – Die acht Tiere waren kürzlich vom Nairobi- und vom Lake Nakuru-Nationalpark in ein neues Gehege im des Tsavo East-Nationalparks transportiert worden, dies unter der Leitung des WWF und der kenianischen Wildschutzbehörde Kenya Wildlife Service (KWS). 

An was die Tiere  nach ihrer Umsiedlung genau starben, muss zuerst untersucht werden. Laut einer ersten Stellungnahme des kenianischen Ministeriums für Tourismus und Wildlife könnten die acht Rhinos an einer Salzvergiftung gestorben sein. In ihrer neuen Umgebung war der Salzgehalt des Trinkwassers höher als in ihrer ursprünglichen Heimat. Die Tiere tranken und tranken, ohne ihren Durst löschen zu können – so eine Mutmassung. 

Ist geschlampt worden?

Wie auch immer – der Tod dieser Spitzmaulnashörner, deren Art vom Aussterben bedroht ist, schockiert nicht nur die internationale Gemeinde der Tierschützer und -schützerinnen. Er wirft auch unbequeme Fragen nach der Professionalität der ausführenden Organisationen auf. «Der Verlust dieser Tiere ist ein komplettes Desaster», erklärte die prominente kenianische Umweltschützerin Paula Kahumbu von Wildlife Direct gegenüber Associated Press. 

Cathy Dean, Leiterin von Save the Rhino, forderte gegenüber dem Guardian eine lückenlose Erforschung der Todesursache durch internationale Expertinnen und Experten. Dean meinte ausserdem, in Kenia habe man weniger Erfahrung bei den immer heiklen Übersiedlungen von Nashörnern. Derweil solche Transporte mit dem vorherigen Einfangen und Narkotisieren in anderen Ländern jährlich erfolgten, würden in Kenia nur gerade alle drei bis vier Jahre Translokationen durchgeführt.

Verluste statt Fortpflanzung

Anstatt die Zahl der bedrohten Black Rhinos in Kenia in dem neuen, rund um die Uhr bewachten Nashornschutzgebiet des Ost-Tsavos mittelfristig zu erhöhen, hat nun das Land mit einem Schlag acht seiner rund 750 Schwarzen Nashörner verloren. Von diesen soll es  weltweit gerade noch etwa 5'500 Tiere geben. Letztes Jahr hat  Kenia ingsgesamt neun, dieses Jahr bisher drei Rhinos durch Wilderer verloren. 

Im Tsavo East, mit 21'812 Quadratkilometer der grösste Nationalpark des Landes, lebten einst geschätzte 2'000 Nashörner.  In den 1990er-Jahren fand die letzte Rhino-Translokation ins Gebiet statt. Heute dürften noch zwischen 10 und 20 Tiere hier leben, so mutmasst die Organisation Save the Rhino. Der benachbarte Tsavo West-Nationalpark grenzt übrigens an den tansanischen Mkomazi-Nationalpark, wo auch mit Hilfe der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) das erste voll überwachte Nashorngehege Tansanias mit über 30 Schwarzen Nashörnern eingerichtet wurde. fss

Rodungen drohen im Weltnaturerbe Selous

Berlin, Dodoma, 16. Mai 2018 - Zuerst wurden in Afrikas grösstem Wildschutzreservat und tansanischen Weltnaturerbe Selous bis vor drei Jahren Zehntausende Elefanten gewildert. Seit längerem schon drohen bei der Stiegler's Schlucht in Norden des Parks ein riesiger Staudamm und im Süden eine Uranmine, beide mit unabsehbaren Folgen für das über 52'000 Quadratkilometer grosse Schutzgebiet. 

Nicht genug: Jetzt will die Regierung auf rund 1'500 Quadratkilometern ein Rodungsprogramm umsetzen, dem über 2,6 Millionen Bäume zum Opfer fallen würden. Dies meldet heute der WWF, verbunden mit der Warnung, dass durch die Abholzung «das ökologisch besonders wertvolle Zentrum des Reservats entlang des Rufiji-Flusses damit quasi vollständig entwaldet» würde. 

Aus offiziellen Dokumenten gehe hervor, so die Panda-Organisation,  dass die Forstbehörde des ostafrikanischen Landes für die Abholzung einen Bieterwettbewerb ins Leben gerufen habe. Dessen Eingabeschluss für Gebote ist heute. Was wären die Folgen der Rodungen? Johannes Kirchgatter vom WWF-Deutschland: «Die Entwaldung wäre der Anfang vom Ende dieses einzigartigen Naturparadieses. Der Selous ist eines der letzten grossen unberührten Wildnisgebiete der Erde und wichtiger Rückzugsort für viele bedrohte Arten wie Elefanten, Löwen, Wildhunde oder Giraffen.»

Die Rodungen gelten als Vorbereitung für den Bau des geplanten Staudamms zur Stromproduktion bei der Stiegler' Gorge.  Gemäss der Regierung soll im Juli mit den Arbeiten gestartet werden. Rund 1'200 Quadratkilometer des Selous würden nach Vollendung des Damms dauerhaft überflutet. Das ohne Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeboxte Vorhaben verstösst laut WWF sowohl gegen nationales Recht als auch gegen internationale Abkommen. «Tansanische Gesetze und die Unesco-Welterbekonvention verbieten solch umfassende Eingriffe in Reservate und Weltnaturerbestätten. 

«Die tansanische Regierung treibt die Zerstörung des Selous ohne Rücksicht auf Verluste voran und setzt sich dabei über geltendes Recht und internationale Vereinbarungen hinweg. Sollten die Pläne umgesetzt werden, würde die Region auch ihr fantastisches touristisches Potential verlieren», hält die Umweltschutzorganisation in ungewöhnlicher Schärfe fest.

Der Selous stehe «der weltberühmten Serengeti» in nichts nach. Eine echte
Chance auf nachhaltige Entwicklung drohe damit verlorenzugehen. Zurück bliebe ein zerstörtes Welterbe mit einem Kraftwerk, das das Land nicht brauche, warnt Johannes Kirchgatter. Selbst Schutzbemühungen der deutschen Bundesregierung würden durch die Pläne angegriffen. Deutschland zahlt in den kommenden Jahren 18 Millionen Euro für den Erhalt des Reservats, seiner Randgebiete und des Welterbetitels. Durch die großflächige Entwaldung und Überflutung werde der Selous eines Großteils seiner ökologischen Bedeutung beraubt. Gleichzeitig sorge die Erschliessung des Gebiets durch den Bau von Strassen, Siedlungen und
Infrastruktur in bisher unberührter Wildnis für einen leichteren Zugang auch für Wilderer, Viehzüchter und illegale Siedler. 

Der WWF fordert die deutsche Bundesregierung daher auf, sich gegen den Staudammbau einzusetzen – «zumal er für die Deckung des Energiebedarfs in Tansania überhaupt nicht notwendig sei», wie aus dem Energieplan der tansanischen Regierung hervorgehe.

«Der Staudamm ist ein ökonomisch und ökologisch unsinniges Megaprojekt auf Kosten einer nachhaltigen Entwicklung. Und wie es scheint, sehen das auch potentielle Geldgeber so. Bislang konnte die tansanische Regierung keine Finanzierung für den milliardenschweren Bau
vorweisen», schliesst die Umweltorganisation. Am Ende könne sich herausstellen, dass das Land sein einzigartiges Weltnaturerbe mit der Abholzung «völlig umsonst» verspielt hat. fss

Petition (Januar 2019) zum Verzicht auf die Abholzungen im Selous.

Hintergrund : Afrikas Schutzgebiete in Gefahr – das Beispiel Weltnaturerbe Selous

Kenia: Bald Todesstrafe für Wilderer?

Nairobi, 13. Mai 2018 – Kenia will für Wilderer mit einem neuen Gesetz die Todesstrafe einführen. Dies gab laut dem britischen «Independent» Najib Balala bekannt. Der kenianische Minister für Tourismus und Wildlife bezeichnete angesichts der nach wie vor heftigen Wilderei die aktuellen Strafen gegen die Wilderei als unzureichend.   

2017 habe Kenia durch Wilderer 69 Elefanten (landesweit noch rund 34'000 Tiere) und neun Nashörner (rund 1'000) verloren. Erst zu Beginn dieses Monats wurden im Meru-Nationalpark zwei Spitzmaulnashörner und ein Kalb gewildert. In den Sozialen Medien wird die Ankündigung der Todesstrafe für gefasste Wilderer und ihre Hintermänner ebenso frenetisch begrüsst wie entsetzt abgelehnt. 

Kenia könnte bei einer Verabschiedung des vorgeschlagenen Gesetzes auch Probleme mit der UNO und Menschenrechtsorganisationen bekommen. Diese wollen die Todesstrafe für alle Verbrechen weltweit verbannt wissen. Gegner verweisen überdies auf die grossen Erfolge bei der Bekämpfung des illegalen Wildtötens. Seit 2013, wo die Wilderei einen vorläufigen Höhepunkt erreichte, sei das Umbringen von Nashörnern um 85 Prozent und jenes von Elefanten um 78 Prozent reduziert worden.

Dabei mitgeholfen haben die verstärkten Abwehrmassnahmen im Busch wie auch der 2013 in Kraft getretene Wildlife Conservation Act, mit dem gefasste Wildfrevler  zu lebenslanger Haft oder einer Geldstrafe von bis zu 200'000 US-Dollar verurteilt werden können. Gestoppt wurde die Wilderei damit aber nicht. Ob sie es mit der Todesstrafe könnte, ist mehr als fraglich. Dem aktiven Töten der letzten Wildtiere auf dieser Erde müssten eher weitere umfassende internationale Massnahmen entgegengesetzt werden – mit mehr politischem Willen, mehr Entschiedenheit und mehr finanziellen Mitteln. fss

Virunga: Rangerin getötet und britische Touristen entführt

Virunga, 11. Mai 2018 – Schon wieder ein tödlicher Zwischenfall im Virunga-Nationalpark: Eine kongolesische Rangerin, Rachel Masika Baraka (25), starb durch Kugeln, nachdem ihr Fahrzeug unweit der Stadt Goma in einen Hinterhalt geraten war. Beim letzten Angriff auf Wildhüter im April verloren fünf Virunga-Ranger und ein Fahrer ihr Leben (siehe Artikel weiter unten).

Die ermordete Wildhüterin begleitete laut BBC und lokalen Medien ein britisches Paar, das die letzten Berggorillas aufsuchen wollte. Das Paar wurde stattdessen zusammen mit dem Fahrer entführt. Parkdirektor Emmanuel de Merode bestätigte gegenüber der französischen Presseagentur AFP den Überfall und die Entführung der drei Personen. Wer die Entführer und Killer sind, ist bislang unklar.

Im zurzeit für Ranger gefährlichsten Nationalpark Afrikas mit seinen 7'800 Quadratkilometern versuchen rund 800 Ranger, wovon 26 Frauen, Flora und Fauna zu schützen. Allerdings bekriegen, bedienen oder verstecken sich auch auf 2'000 Mann geschätzte Milizen und Banden im Park. Direktor De Merode erklärte im April bereits, dass die Wälder des Virunga-Nationalpark mit seiner letzten Berggorilla-Population zusehends unter enormem Druck geraten. Dabei gehe es vorab um deren Naturschätze wie Holz, Honig und Wildtiere. Das Finden von Ölvorkommen im Park habe weitere Begehrlichkeiten geweckt.

Das britische Aussenministerium hat verschiedentlich seine Bürger und Bürgerinnen davor gewarnt, ohne bewaffneten Schutz in die Kivu-Provinz der Demokartischen Republik Kongo (DRC) zu den Gorillas zu reisen. Die jüngste Entführung von Touristen ist auch nicht die erste. Für den Nationalpark und seine tapferen Beschützer und Beschützerinnen ist jeder Zwischenfall ein herber Rückschlag. Nicht nur, weil sie immer wieder Kollegen und Kolleginnen verlieren, sondern weil der Tourismus in den Virunga Schaden leidet und damit Einnahmen für den Schutz der vielleicht noch etwa 800 verbleibenden Berggorillas ausbleiben. fss

Aktualisierung vom 13. Mai 2018: Das entführte britische Paar ist heil freigekommen. Dies gab heute der britische Aussenminister Boris Johnson bekannt. Gleichzeitig bedankte er sich für die «unermüdlichen» Anstrengungen der Behörden und des kongolesischen Instituts für Naturschutz, die beiden Landsleute und den ebenfalls entführten, aber vorher bereits wieder freigelassenen Fahrer freizubekommen. Er war beim Überfall der nicht näher umschriebenen Angreifer verletzt worden. Mit dem Tod der jungen Wildhüterin Rachel Masika Baraka hat die Virunga-Rangertruppe  seit Jahresbeginn bereits ihr achtes Mitglied durch Angriffe verloren. 

Tschad: Glückliche Rückkehr der Rhinos

N’Djamena, Johannesburg, 5. Mai 2018 – Im Tschad leben wieder Nashörner! Und zwar seit dem gestrigen Freitag, als ein Transportflugzeug mit sechs Spitzmaulnashörnern im südlichen Zakouma-Nationalpark landete und die Tiere auf tschadrischen Boden ausgeladen wurden. Am Donnerstag waren die aus dem südafrikanischen Addo-Nationalpark stammenden Tiere im Flughafen von Port Elizabeth in Kisten an Bord des Transportflugzeugs gehievt worden.

Die erfolgreiche Translokation sei das Resultat einer «beispiellose Zusammenarbeit zwischen der tschadischen und der südafrikanischen Regierung, African Parks und SANParks», schreibt African Parks in ihrer Medienmitteilung. Die Aktion sei in den letzten beiden Jahren intensiv vorbereitet worden. In Tschad galten Nashörner für fast ein halbes Jahrhundert als ausgerottet. 

Die Regierungen Südafrikas und des Tschad hatten im Oktober 2017 eine Absichtserklärung zur Wiedereinführung der sechs Spitzmaulnashörner in den Zakouma-Nationalpark unterschrieben. In Begleitung eines Teams von erfahrenen Tierärzten wurden die Nashörner während der gesamten Reise betreut, um nach der Landung  zur genauen Überwachung und Akklimatisierung in ein eigens errichtetes Gehege getrieben zu werden. In den folgenden Wochen werden die Nashörner in ein umfassend geschütztes Schutzgebiet im Park entlassen, um ein reibungsloses Einleben in ihre neue Umgebung zu gewährleisten. 

Betäubtes Nashorn wird in Südafrika für den Flug nach Tschad «verpackt» | Screenshot: www.african-parks.org

Die in verschiedenen afrikanischen Ländern wirkende Naturschutzorganisation African Parks übernahm 2010 in Zusammenarbeit mit der Regierung der Republik Tschad die Verwaltung des Zakouma-Nationalparks. Sie verwandelte den Park in ein weitgehend sicheres Schutzgebiet durch die Anwendung strenger Gesetze wie auch durch umfangreiche Gemeinschaftsprogramme und spezifische Sicherheitsvorkehrungen für die Wiedereinführung von Nashörnern.

Peter Fearnhead, der Direktor von African Parks: «Durch unsere Partnerschaft mit der Regierung des Tschad konnten wir die Sicherheit in Zakouma wiederherstellen und eine Möglichkeit schaffen, eine zentralafrikanische Population dieser Art in einem sicheren und funktionierenden Park zu bringen. Die heutige Wiederansiedlung ist ein wichtiger Beitrag zur langfristigen Erhaltung der Nashörner in Afrika wie auch zur Bereicherung des Naturerbes im Tschad.»

Zakouma, einst Tummelfeld von Wilderern, gilt heute als sicheres Gebiet für einige der wichtigsten Wildtierpopulationen der Region. Erstmals wächst auch die Elefantenpopulation wieder. Dies ist nicht zuletzt dem Wirken von Ex-Parkdirektor Rian und seine Gattin Lorna Labuschagne zu verdanken, welche massgeblich am Wiederaufbau des Parks beteiligt waren und heute für die Zoologische Gesellschaft Frankfurt den Serengeti-Nationalpark in Tansania  sichern helfen.

Die beiden waren in den neunziger Jahren auch für das vom FSS  aufgepäppelte Nashorn-Waisenkind Richi verantwortlich, das per Flugzeug tansanischen Kilimanjaro-Airport zur Blutauffrischung nach Port Elizabeth und schliesslich in den südafrikanischen Addo-Nationalpark transferiert wurde.  Für die Wiederansiedlung der Nashörner im tschadischen Zakouma-Nationalpark wurden nebst anderem eine berittene Rhino-Ranger-Einheit formiert sowie eine Luftraumüberwachung installiert.  fss

«Elefanten-Mutter» Daphne Sheldrick hat die Herde verlassen

Nairobi, 14. April 2018 – Die in Kenia geborene und aufgewachsene «Elefantenmutter» Daphne Majorie Sheldrick starb am 12. April 2018 im Alter von 83 Jahren an Krebs. Dies berichtet die BBC. Berühmt geworden war die geadelte Elefantenretterin mit ihrer 1977 gegründeten und nach ihrem verstorbenen Ehemann benannten Wohltätigkeitsorganisation «David Sheldrick Wildlife Trust (DSWT)». 

Mit dieser spezialisierte sich Daphne Sheldrick in der gleichnamigen Aufzuchtstation in der Nähe von Nairobi auf die Rettung und spätere Auswilderung verwaister Elefantenkälber, deren Eltern Dürren nicht überlebten oder von Wilderern umgebracht worden waren. 

«Dame» Sheldrick in jüngeren Jahren | Screenshot aus www.sheldrickwildlifetrust.org

Für das Grossziehen der Elefantenbabies entwickelte Sheldrick im Laufe fast dreier Jahrzehnte eine den Tieren angepasste Flaschenernährung mit eigener Milchformel. Diese muss aus pflanzlichen Fetten hergestellt werden, da Elefantenkinder Kuhmilch nicht vertragen und daran sterben. Um die 230 kleine Elefanten konnten so im Laufe der Zeit vor dem Tod gerettet werden.

Daphne hatte bereits als Kind und Tochter eines britischen Landwirts in Nakuru junge verwaiste Wildtiere aufgezogen und wieder frei gelassen. Zu Beginn half sie dem britischen und ebenfalls in Kenia aufgewachsenen Mann David Sheldrick (1919 - 1977), dem Hauptbegründer des Tsavo-Nationalparks. Als David im Juni 1977 an einem Herzinfarkt starb, führte sie einen Teil der gemeinsame Arbeit fort und wurde als «Mutter der Elefanten» weltberühmt.

Sie veröffentlichte mehrere Bücher, belebte Reportagen und Dokumentarfilme, worunter auch «Born to be wild». Im Jahre 2000 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der schottischen Universität Glasgow. Und sechs Jahre später wurde sie von der britischen Königin Elisabeth II zur «Dame Commander of the Order of the British Empire» geschlagen. 

Mit Daphne Sheldrick hat die Welt zweifellos eine der engagiertesten Wildtierschützerinnen verloren. Nicht verwunderlich, dass ihre grösste Sorge die Elefantenwilderei war. Erst 2016 warnte sie noch, die Waldelefanten Zentralafrikas könnten bis 2025 ausgerottet worden sein. fss

Ermordet: Sechs Ranger im Virunga-Nationalpark

Virunga, 10. April 2018 – Schwerer Rückschlag für die Rangertruppe des Virunga-Nationalparks im Nordosten von Kongo-Kinshasa: Fünf Wildhüter und ein Fahrer starben gestern am frühen Montagmorgen im Kugelhagel der marodierenden Mai Mai-Miliz. Ein Wildhüter überlebte verletzt. Dies gaben die Parkbehörden noch am gleichen Tag bekannt. Noch nie hätten im Virunga bei einem Angriff so viele Ranger ihr Leben verloren.

Heute erklärte Chief Warden Emmanuel de Merode in einer Medienmitteilung: «Wir sind zutiefst betrübt über den Verlust unserer Kollegen. Virunga hat einige ausserordentlich mutige Ranger verloren. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Ranger von Virunga weiterhin den höchsten Preis für die Verteidigung unseres gemeinsamen Erbes zahlen. Wir sind zutiefst schockiert, dass ihr Leben auf diese Weise verkürzt wurde. Wir sprechen den Familien, Ehefrauen und Kindern, die sie zurücklassen, unser tief empfundenes Beileid aus. Wir werden uns weiterhin für eine bessere Zukunft des Ostkongos einsetzen.»

Ranger-Patrouille im Virunga | © Foto by vnp

Umgekommen sind bei dem mörderischen Angriff im zentralen Sektor des für seine Berggorillas berühmten Nationalparks diese Männer: Jean de Dieu Byamungu (25),Barthelemie Kakule Mulewa (28), Théodore Kasereka Prince (25), Liévin Mumbere Kasumba (28), Kananwa Sibomana (22) und der Fahrer Ila Muranda (30). Ein Ranger verdient im Virunga monatlich 250 Dollar.

Bedroht wird der heute auch von der EU und dem amerikanischen Milliardär Buffet unterstützte Nationalpark insbesondere durch wildernde Milizen, Banditen, Rebellen und Militärs. Hinzu kommen professionelle Wilderer und Holzräuber. Trotz aller Widrigkeiten konnte sich die Population der Berggorillas seit 1997 von rund 300 bis heute 1000 Tieren erholen.

Der 7'835 Quadratkilometer grosse Virunga-Nationalpark an der Grenze zu Uganda und Ruanda wurde von der belgischen Kolonialmacht 1925 als «Albert-Nationalpark» gegründet. Er ist der erste Nationalpark Afrikas. Heute gilt er für die Wildhüter als einer der gefährlichsten Schutzgebiete des Kontinents. Sein seit 2008 aktiver Direktor  Emmanuel de Merode stammt aus einem belgischen Adelsgeschlecht. Er hat sich als Anthropologe, engagierter Naturschützer, Pilot und Buchautor einen Namen gemacht. 

Mit den jetzt ermordeten Mitarbeitern steigt im Virunga-Nationalpark die Zahl auf insgesamt 175 umgebrachte Ranger. Für die Touristen, so Merode, bestehe weiterhin keine erhöhte Gefahr beim Besuch der Gorillas und der zauberhaften Vulkanlandschaften. fss

Sensation: Elefanten-Zwillinge im Tarangire-Nationalpark

Schnell zu Muttern: Zwillings-Elefanten im Tarangire | © Foto: WCS

Arusha, 8. April 2018 – Ein seltener Glücksfall wird aus dem nordtansanischen Tarangire-Nationalpark gemeldet: Das Dasein eines Paars von Elefanten-Zwillingen, die vor etwa acht Monaten auf die Welt kamen. Zwillinge sind bei den Rüsseltieren eine Sensation. Sie sollen laut Forschenden gerade einmal 1 Prozent aller Elefantengeburten ausmachen.

«Die Zwillinge waren ursprünglich recht mager, und wir waren besorgt, dass sie nicht überleben würden», liess der Elefantenforscher Charles Foley in einer von UPI verbreiteten Medienmitteilung verlauten. Foley, der den Tarangire wie seine Hosentasche kennt und jahrelang von den Freunden der Serengeti Schweiz (FSS) unterstützt wurde, ist heute Direktor des Tarangire Elephant Project der US-amerikanischen Naturschutzorganisation Wildlife Conservation Society (WCS).

Die Mutter der Zwillinge heisst Eloise. Die Leitkuh hat das für eine Zwillingsgeburt ausserordentlich hohe Alter von rund 57 Jahren. Ihr beiden Kälber, die bis zu vier Jahren auf Muttermilch angewiesen sein können, haben unterdessen deutlich an Gewicht gewonnen. Grund: Eloise fand im vor kurzem staubtrockenen Tarangire viel Futter —dank der letzten Regen und dem grünen Gras.

Für Elefantenforscher Foley sind die Zwillinge ein Grund zur Zuversicht: «Die Elefanten im und um den Tarangire -Nationalpark werden von den Rangern und lokalen Gemeinschaften gut geschützt. Unter der Anleitung einer erfahrenen Matriarchin wie Eloise haben wir grosse Hoffnungen auf ihr Überleben. Kommt hinzu, dass jedes geborene Elefantenkalb ein Schritt zur Erholung der Art bedeutet. Umso mehr wenn es Zwillinge sind.» fss

Ausgerottet: Der letzte nördliche Breitmaulnashorn-Bulle starb in Kenia 

Nairobi, 19. März 2018 – Sudan, der 45 Jahre alte Rhinobulle musste heute im kenianischen Wildschutzgebiet von Ol Pejeta wegen schwerer Altersgebresten eingeschläfert werden. Damit hat die Erde das letzte verbliebene männliche Nördliche Breitmaulnashorn verloren. Zurück bleiben die letzten beiden Weibchen dieser Unterart –  Sudans Tochter Naijin (27) und seine Enkelin Fatu (17). 

Der 2,5 Tonnen schwere Bulle erreichte ein stolzes Alter (90 Menschenjahre). Er wurde in der Wildnis des Süd-Sudans geboren, eingefangen und nach Tschechien gebracht, wo er bis 2009 im Dvur Kralove Zoo lebte, um dann nach Ostafrika zurückgebracht zu werden. Sein Tod, sagte der tschechische Zoodirektor Jan Stejskal gegenüber der Agentur AFP, sei auch «ein grausames Symbol für die Missachtung der Natur durch den Menschen». 

Tatsächlich wurde die Unterart der Nördlichen Breitmaulnashörner durch die Wilderei in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts beinahe ausgelöscht. In Zentralafrika, Tschad, Sudan und Uganda überlebte keines der Tiere die Nachfrage aus China («Medizin») und dem Jemen (Griffe für den Krummdolch). WissenschafterInnen wollen nun versuchen, durch In vitro-Fertilisation die Unterart Nördliches Breitmaulnashorn zu «retten».  In New York wurde eine Skulptur mit Sudan, Naijin und Fatu aufgestellt. Ihre Name: «Die letzten Drei». fss

Die Todesanzeige Sudans auf Twitter Screenshot

Internet-Giganten wollen Wildtierhandel im Netz bekämpfen

New York. 15. März 2018 – Kampfansage an den illegalen Wildtierhandel im World Wide Web: Eine Koalition von Unternehmen der Technologiebranche hat sich darauf geeinigt, Online-Plattformen und Apps für den Handel mit gefährdeten Arten unbrauchbar zu machen.

Die weltweit tätige Gruppe aus E-Commerce-, Technologie- und Social-Media-Unternehmen will mit Experten und Expertinnen des World Wildlife Fund (WWF), des Traffic International und des International Fund for Animal Welfare (Ifaw) zusammenarbeiten. Das melden die Umweltschutzorganisationen.

Ziel der Global Coalition to End Wildlife Trafficking Online ist es, den Handel auf Internetplattformen bis 2020 um 80 Prozent zu stoppen oder zu reduzieren. Der jährliche Wert der Wildtierkriminalität beträgt weltweit zirka 20 Milliarden Dollar. Geschätzte 20'000 afrikanische Elefanten werden jedes Jahr für ihre Stosszähne getötet.

Der WWF, Traffic und Ifaw werden Daten zu Handelstrends, Schulungsmaterialien, Politikberatung und Aufklärungsinformationen zur Verfügung stellen, um den Nutzern zu helfen, illegale Produkte aufzuspüren. Die Koalition sagte, es sei wichtig sicherzustellen, dass soziale Medien und E-Commerce-Plattformen nicht von kriminellen Tierhändlern ausgenutzt werden, da die traditionellen physischen Märkte für den Handel mit Wildtieren veraltet seien.

Unter den beteiligten Firmen sind Alibaba, Google, Microsoft, eBay, Mall for Africa, Etsy, Baidu, Baixing, Huaxia Collection, Qyer, Kuaishou, Pinterest, Ruby Lane, Shengshi Collection, Tencent, Wen Wan Tian Xia, Zhongyikupai, Zhuanzhuan, 58 Group und Tencent.

Jedes Unternehmen soll in Zusammenarbeit mit WWF, Traffic und Ifaw, die derzeit an der Überwachung des weltweiten Handels mit gefährdeten Arten beteiligt sind, Richtlinien und Lösungen entwickeln und umsetzen, um den Online-Handel mit Wildtieren zu beenden. Wichtig sei laut den Organisatoren die Vermeidung einer inkonsequenten Durchsetzung. Grund: Diese erzeuge einen so genannten "whack-a-mole"-Effekt, bei dem Anzeigen von einer Seite entfernt werden können, um woanders aufzutauchen. Dies soll ebenfalls verunmöglicht werden.

Der FSS hat in einem Hintergrundbericht den kriminellen Wildtierhandel im Internet thematisiert und darauf hingewiesen, dass mit solchen Massnahmen weder das Darknet noch das ungleich grössere Deep Web erfasst werden könne. fss

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Wisente teilen Schicksal mit Rhinos